„Im zivilen Bevölkerungsschutz brauchen wir eine Zeitenwende“, betont Beyer, der als Außenpolitiker und Obmann der Enquete Kommission „Lehren aus Afghanistan“ an Empfehlungen für das sogenannte „ressortübergreifende integrierte Sicherheitskonzept“ für zukünftige Regierungen mitarbeitet. „Ein Teil – und der beginnt vor unserer Haustür – betrifft ganz konkret die Nationale Sicherheitsstrategie, die die Bundesländer mit einbeziehen muss, um eine vernetzte Sicherheit auf allen Ebenen gewährleisten zu können. Die Corona-Pandemie sollte uns gelehrt haben, wie wichtig vernetzte Sicherheit ist.“ Deshalb ist es für Beyer unverständlich, dass der Bund bei den Ausgaben für den zivilen Bevölkerungsschutz im nächsten Haushaltsjahr 2024 drastische Kürzungen vornehmen will. „Krisenvorsorge ist eine Zukunftsinvestition“ zeigt sich Beyer überzeugt. Und die Krisen werden spürbar mehr: Extremwetterlagen wie Sturmtief Ela, Corona, Flüchtlingszuwächse auf Grund der Folgen Russlands unprovozierten Angriffskriegs gegen die Ukraine und Flüchtlinge aus den afrikanischen Staaten.
Beyer kritisiert die finanzielle Ausstattung der Freiwilligendienste. Er verlangt eine Aufstockung der Bundesmittel nicht zuletzt, weil auch die Blaulichtfamilie angesichts der hohen Energiepreise, aber auch auf Grund der steigenden Zahl der Bedürftigen und Hilfesuchenden mehr Unterstützung benötigt. Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren deutlich angewachsen, so die Bereitschaftsleiterin des DRK Velbert und Neviges, Stephanie Eisenstein. Sie betonte die Mehrbelastung der ehrenamtlichen Helfer, bei gleichzeitig sinkenden Mitgliederzahlen. „Helfen ist nicht cool“, fügte Dennis Eisenstein an. Neben körperlichen und teilweise auch physischen Belastungen in den Einsätzen, kämen immer längere und intensivere Lehrgänge als Voraussetzung zur Mitwirkung hinzu, die das Ehrenamt insgesamt herausfordernder machten. Hinzu käme, dass es nach intensiven Einsätzen zwar eine gewisse Nachsorge gäbe, aber es an Ausbildungs- und Eigenschutzkonzepten fehle, denn immer öfter erlitten die Helfer Angriffe auf ihre Person.
Die Velberter Helfer erläuterten Beyer die Ungleichbehandlung von Ehrenamtlichen bei der Freistellung vom Arbeitsplatz. „Dies trage nicht zur Motivation bei“, so die Bereitschaftsleitung. Man sei nur für akute Notsituationen freigestellt, alle anderen Tätigkeiten, wie beispielsweise die Unterstützung und Weitergabe von Spenden, finde in der Freizeit statt, erläuterte Eisenstein.
Beyers Ortstermin machte deutlich, dass es dringend eine Aufstockung der finanziellen Mittel im Bereich Bevölkerungsschutz geben müsse, da seien alle politischen Ebenen gefordert. Denn auch wenn das Geld, wie beim DRK, nicht direkt vom Bund käme, bräuchten Kommunen Finanzierungssicherheit, um vor Ort den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zu gewährleisten – Beyer weiter: „Die Männer und Frauen der Blaulichtfamilie sind das Rückgrat unserer Gefahrenabwehr“. Für Eisenstein sei zudem wichtig, innerhalb der Bevölkerung aufzuklären, dass das DRK keine Organisationseinheit, wie das THW sei, das vom Bund unterstützt werde, oder wie die Feuerwehr von der jeweiligen Kommune. Das DRK finanziere seinen Ortsverein eigenständig. Alle Helfer sind ehrenamtlich. Das werde leider viel zu selten wahrgenommen.