Aus der täglichen Praxis wisse er, dass nur ein konsequentes Durchgreifen Grenzen setze und Wirkung zeige. Dafür bräuchten die Beamten mehr Rückendeckung von der Politik – damit die Frauen und Männer einen rechtssicheren Handlungsspielraum hätten, auf den sie zurückgreifen können. Beweislastumkehr, Strafmündigkeit mit zwölf Jahren, Datenabgleich zwischen Sozial- und Kfz-Behörden, sinnvoller Datenschutz und konsequente Abschiebung, wo es rechtlich möglich ist, seien solche Instrumente, die den Beamten in ihrer täglichen Arbeit bei der Verfolgung hülfen.
Ratingen liege geographisch am Rande der Schwerpunktgebiete, und so sei es nicht verwunderlich, dass sich Straftaten aus diesem Milieu auch in die Dumeklemmerstadt verlagern würden. Zu den Vorwürfen gehörten Raub, Körperverletzung, aber auch Fälschungen, zum Beispiel bei Corona-Testnachweisen. Auch vermehrt Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, der sogenannte Enkeltrick, beobachte man mit großer Sorge. „Die Modus operandi sind höchst vielfältig und in ihrer Begehungsweise niederträchtig, da sie sich gegen die Zielgruppe wehrloser älterer Menschen richtet und leider sehr erfolgreich überwiegend Bargeld und Schmuck abgreifen“, so der Polizeichef.
Die Schwerpunktgebiete von Gewalt- und Drogenkriminalität in Ratingen und der Stadt Mettmann, die zum Wachbereich der Ratinger Wache gehören, seien bekannt, könnten aber nicht rund um die Uhr observiert werden, um im Fall der Fälle sofort einzugreifen, wirft Bauernfeind ein. Beyer springt ihm bei: „Wir dürfen den Datenschutz nicht über den Opferschutz stellen. Die Polizei schützt den Bürger“. Oftmals setzten aber besonders enge datenschutzrechtliche Gesetze ein viel zu enges Korsett bei der effektiven Prävention oder Verfolgung begangener Straftaten.
Natürlich gehörten auch Verkehrsdelikte noch zum Arbeitsalltag. Wobei Bauernfeind den Begriff „Arbeitsalltag“ relativiert: „Einen Alltag mit Routine gibt es nicht. Jeder Tag ist anders.“ Deutlich wurde in dem Gespräch, das der Umgang, insbesondere in der Hochzeit der Pandemie, „ruppiger“ geworden und die Gewaltbereitschaft in bestimmten Milieus höher geworden sei. Insgesamt stellt Bauernfeind fest, dass es heute deutlich weniger Respekt gegenüber den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten geben, als noch vor 40 Jahren, als er seinen Dienst begonnen habe.
Dennoch sei der Beruf des Polizisten für viele junge Leute noch immer interessant. Die Bewerberzahlen entwickelten sich positiv, wenngleich es eine recht hohe Zahl gebe, die die Abschlussprüfungen nach durchlaufender Ausbildung nicht bestünden. „Teamgeist, Fairness, Verantwortung und ein gutes Image – trotz schwieriger und teilweise auch gefährlicher Aufgaben – machen den Beruf attraktiv“, so der Polizeichef. Die Bewerberzahlen im Kreis Mettmann seien konstant hoch, stellte Bauernfeind heraus.