Auch wenn die Beschäftigung im Kreis Mettmann aktuell Höchstwerte erreicht, fehlt es auch in Heiligenhaus, Ratingen, Velbert und Wülfrath an Fachkräften. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer traf sich zum Austausch mit Nathalie Schöndorf, der Chefin des Jobcenters ME aktiv und dem Chef der Arbeitsagentur Mettmann, Karl Tymister, um sich unter anderem ein konkretes Bild von dem Fachkräftemangel vor Ort zu machen. Im Gespräch ging es um Lösungsansätze und um die Chancen für arbeitssuchende Menschen.
Fachkräftemangel ist überall spürbar
Zum Ferienbeginn haben Urlauber den Fachkräftemangel am eigenen Leib zu spüren bekommen, bedauert Peter Beyer, der wenig Verständnis für den ins Stocken geratenen Betrieb nicht nur am Düsseldorfer Flughafen hat. Aber nicht nur die Flughäfen, auch die Gastronomie ständen derzeit vor großen Herausforderungen, Personal zu finden, ergänzt Agenturchef Tymister. Und weiter: Gastgewerbe und Flughäfen seien derzeit wegen ihrer Personalsorgen in aller Munde, jedoch zeige eine Engpass-Analyse der Bundesagentur für Arbeit, dass der Fachkräftebedarf quer durch nahezu alle Branchen reicht.
Corona-Pandemie ist nicht allein der Grund für den Mangel
Auch im Kreis Mettmann ist die Gewinnung von Fachkräften für viele Unternehmen die entscheidende Herausforderung für ihre weitere Entwicklung, so der Agenturchef. Nicht abzustreiten sei, dass auch die Corona-Pandemie einen Mangel an Fachkräften ausgelöst habe, denn viele Arbeitnehmer seien nach der Pandemie nicht zurück in ihre alten Jobs gekehrt, sondern hätten sich umorientiert. Den eigentlichen Grund sieht Tymister jedoch im demographischen Wandel. Denn der Anteil der Beschäftigten, die in Rente gehen, steige jährlich weiter an – während weniger junge Menschen nachkommen.
Die Politik ist dringend gefordert – mehr als in den vergangenen Jahren
Auch mit Blick auf die Energiewende oder den Wohnungsbau ist der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem. Fehlen Fachkräfte, werden Solaranlagen nicht installiert oder dringend benötigte Wohnungen nicht gebaut, weiß auch der Unionspolitiker. Und prognostiziert: „Wenn nicht jetzt mit gezielten Maßnahmen gegengesteuert wird, droht der Fachkräftemangel das Wachstum in Deutschland dauerhaft zu dämpfen.“ Er sieht die Politik gefordert – und zwar noch stärker als in den vergangenen Jahren. Dazu gehöre für ihn unter anderem die berufliche Ausbildung finanziell ebenso zu unterstützen, wie die akademische Ausbildung – beispielsweise könnte man die Kostenübernahme für die überbetriebliche Ausbildung oder ein vollumfängliches „Azubi-Ticket“ für den ÖPNV einführen. Auch die Einführung von handwerklicher Gestaltung als Unterrichtsfach an allgemeinbildenden Schulen könnte ein Schritt sein. Ideen gibt und gab es viele, so Beyer, der auch einen Schlüssel im Ausbau und der Verbesserung der Kinderbetreuung sieht, um den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt nach der Elternzeit zu erleichtern.
Der Arbeitsmarkt braucht perspektivisch jede und jeden einzelnen. Schöndorf betonte den Erfolg, der in der schrittweisen und konsequenten individuellen Förderung von Menschen läge, die bereits länger arbeitslos sind. Dazu gehöre die auch im Kreis Mettmann erfolgreiche Umsetzung des Teilhabechancengesetzes ebenso wie eine Weiterbildung, die zum Berufsabschluss führe. Zur Bewältigung des Fachkräftemangels, so die gemeinsame Feststellung, müssten alle Lösungsansätze gleichzeitig genutzt werden. Das seien die berufliche Ausbildung, die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten und Arbeitsuchenden sowie die Zuwanderung von zukünftigen Fachkräften.